We invented Paris

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Es ist 2016, eine über die Jahre gewachsene Hörerschaft wartet neugierig auf das dritte Album von We Invented Paris und stellt überrascht fest, dass sie zum ersten Mal in der sechsjährigen Bandgeschichte lange nichts von dem europäischen Künstlerkollektiv mit Schweizer Wurzeln gehört und gesehen hat. Und das in Zeiten, wo viele sich der Erwartung immer präsent, immer erreichbar, immer verfügbar zu sein kaum entziehen können. We Invented Paris tut, was für die Band und ihren Kopf Flavian Graber in diesem Moment das Beste ist. Und das ist im Jahr 2015 Rückzug: von Konzerten, von Social Media Plattformen, vom Außen. Da geht es um Zeit: für ein Buch, für einen ausführlichen Gedanken oder auch einen mehr, für Begegnung mit anderen und mit sich selbst. Vom Außen ins Innen. Um von hier aus Gewohntes auszusetzen, neue Klänge auszuprobieren, Ideen zu kreieren und auch mal zu verwerfen, neue Instrumente zu erobern.

Was bei dieser Beschäftigung entstanden ist, sind herausragend schöne, vielseitige und gereifte Songs, die die etablierten Qualitäten der Gruppe bewahren und gleichzeitig Frisches, Neues, Aufregendes verströmen. So pausiert die Akustikgitarre, die Flavian Graber bislang begleitete, und stattdessen hat sich der Sänger mit einer Keytar vertraut gemacht. Exzellent arrangierte Popsongs in abwechslungsreicher Instrumentierung, die Ausflüge in Genres wie Indie, Elektro und Rock mit absoluter Selbstverständlichkeit unternehmen einem Besuch bei guten Freunden gleich. Hier findet sich alles: Leichtigkeit und Lebensfreude bekommen ebenso Raum wie Gesellschaftskritik und politische Positionierung. Immer bewegen sich We Invented Paris in ihrer musikalischen Aussage mit jener Sicherheit, die genau um die Unsicherheit und Fragilität des Innen und Außen weiß.

Auch nach mehr als 300 Club-Shows und unzähligen Festivals über ganz Europa, Fernsehauftritten in jungen Musikformaten ebenso wie in etablierten Kulturmagazinen und über 15‘000 verkauften Alben, also dem, was man im Indie-Kontext arriviert nennen kann, bleibt die Band ihrer authentisch gelebten Do-It-Yourself-Philosophie treu. 2010 gingen We Invented Paris in Vorbereitung des gleichnamigen Debüts auf Tour d’Europe, eine regelrechte „No-Budget-Couchsur ng-Europatour“, denn sie spielten ausschließlich Wohnzimmerkonzerte. 2014 kreierte die Band für ihr zweites Album Rocket Spaceship Thing die Crowdfunding-Kampagne Action Nouvelle. Fans wurden im Zuge dieser Teilhabe zu Band-Aktionären und somit selbst zu Paris-Erfindern“.

Und DIY bleibt das tragende Gefühl in diesem Kollektiv von Künstlern, die sich nicht auf Musik allein festschreiben lassen, sondern ebenso mit Fotografen, Videokünstlern und Designern das Projekt gestalten. Die ersten neuen Songs ihres dritten Albums stellt die Band im Frühling 2016 auf einer kleinen exklusiven Club-Tour vor, bevor auch nur ein einziges Stück irgendwo veröffentlicht wird. Stubenhocker*innen ade; da können Streaming und Download einpacken, das exklusive Live-Erlebnis mit Gleichgesinnten ist das neue Pre-Listening.

„Es gibt diese kleinen magischen Momente, die uns daran erinnern, wozu der Mensch fähig ist.“, schrieb das Hamburger Abendblatt über We Invented Paris. Magie, das ist es, was die Begegnung mit dieser Band so besonders macht. Eine Band, die eben deshalb so eindringlich nach Außen wirken kann, weil sie sich Zeit nimmt für das Innen. So entsteht Raum für augenscheinlich widerstrebende Gefühle, die einander befruchten. Eine außergewöhnliche Haltung, die ihre neue Musik mehr denn je widerspiegelt.

Webseite: www.weinventedparis.com

Facebook: www.facebook.com/weinventedparis